Dienstag, 9. November 2010

Archäologie für jedermann- Bücherauswahl

Ich darf es fast täglich erleben.: Die Verwunderung/Bewunderung/Verwirrung meines Gegenübers, wenn ich erzähle, wie ich so meine zwanziger Jahre verbracht habe. Die meisten Menschen finden es interessant und fragen neugierig nach. Manche beginnen sogar ein ganzes Gespräch oder sogar eine Diskussion.

Dabei kommt auch häufig die Frage auf oder wird aufgeworfen, welche Bücher für Laien geeignet seien, da ja nicht jeder Otto-Normalverbrauer die Zeit hat, sich in Fachliteratur einzulesen oder diese einfach zu verstehen.
Daher hier eine kleine Literaturliste (bitte beachten, dass die Archäologie Ägyptens ein eigenes Fachgebiet, die Ägyptologie umschreibt, und hier somit nicht berücksichtigt werden kann!):

Brion, M., Die frühen Kulturen der Welt, 1964.

Bahn, Paul G., Schätze der Archäologie. Spektakuläre Funde weltweit, 2000.

Diesner, H.-J., Die Völkerwanderund, 1976.

Brion, M., Pompeji und Herculaneum, 1971.

Sandison, David, Schwert und Schild. Die Kunst der Kelten, 1999.

Zanker, Paul, Augustus und die Macht der Bilder, 1997.

Clauss, Manfred, Einführung in die Alte Geschichte, 1993.

Sinn, Ulrich, Einführung in die Klassische Archäologie, 2000.

Durando, Furio, Archäologischer Reiseführer Griechenland. Auf den Spuren der Antike, 2004.

Korn, Wolfgang, 50 Klassiker Archäologie. Die wichtigsten Fundorte und Ausgrabungsstätten, 2003.

Grimal, Pierre, Römische Kulturgeschichte,  1961.

So viel für heute. Ich werde dieser Tage auch eine einschlägige Literaturliste für Studieneinsteiger online stellen. Teilweise ist aber auch schon ein Teil der gängigen Fachliteratur in obiger Liste vertreten (z.B. Brion, Zanker, Sinn etc.).

Montag, 8. November 2010

Mumien- Ausstellungsstücke?

Die Diskussion ist schon einige Jahre alt, hat aber meiner Meinung nach, nichts von ihrer Aktualität verloren: Sollte die Gesellschaft die Ausstellung toter Körper in Museen dulden? Wir, die ihre Toten verbrennen oder bestatten, aber doch keinesfalls öffentlich ausstellen würden.
Warum also gibt es in unseren Museen ganze Räume, in denen ein Toter nach dem anderen aufgebahrt wird. Daneben auch Tiermumien (hier ein Beispiel aus dem Louvre, Paris).

 Natürlich haben Mumien schon etwas faszinierendes an sich; sie sind geheimnisvoll und viele Jahrhunderte alt.

Vor einigen Jahren entbrannte eine Diskussion darüber, ob man den dort Ausgestellten nicht sogar ihre Würde aberkennen würde und auch ihre Totenruhe stehlen würde, ließe man weiterhin zu, dass Tausende von Menschen sie Jahr um Jahr weiter angaffe.




(Mumie des Harsiese aus der Ptolemäerzeit)

Auf der anderen Seite birgen die Mumie viele Geheimnisse, an deren Aufschlüsselung und Lösung nur die Körper selbst beitragen können. Wissenschaftler vieler Fachgebiete und Studenten aber brauchen ebenfalls Zugriff auf die erhaltenen Körper, da eine Beschreibung zwar nützlich, aber auf keinen Fall eine Betrachtung von "Auge zu Auge" ersetzt.
Gleichfalls gibt es auch Laien, die nicht der Sensationslust erlegen sind, sondern ein ganz ernsthaftes Interesse an der Materie "Mumifikation" besitzen. Mit einem Ausstellungsverbot von Mumien würde vielen Interessenten der Grund, Museen aufzusuchen genommen.

Die bekannteste Mumie im deutschsprachigen Raum, zumindest in den letzten Jahrzehnten, ist gewiss der "Gletschermann", oder auch liebevoll "Ötzi" genannt. Mit ihm, also seinem Körper und der Kleidung, die er am Leibe trug, sowie seinen Habseligkeiten, beschäftigen sich Archäologen und Wissenschaftler andere Teilbereiche seit seiner Entdeckung vor knapp 20 Jahren.



Eine interessante und lehrreiche Seite biete das Museum, in dem er aufbewart wird. Neben der Auffindungsgeschichte, werden u. a. auch seine Mitbringsel beschrieben. Dank "Ötzi" gelang den Wissenschaftlern Licht in einen recht dunklen Teil der Menschheitsgeschichte in Mitteleuropa zu bringen.
http://www.iceman.it/de/oetzi-der-mann-aus-dem-Eis

Aus meiner persönlichen Lebensgeschichte: Während meines Studiums war ich in Dutzenden von Museen. Dabei habe ich natürlich auch einige Mumien betrachten dürfen; Tiere wie auch Menschen. Allerdings ist mir häufig aufgefallen, dass Andere, leider zumeist Jugendliche, keinerlei Respekt vor der Totenruhe besaßen und sich auch zu dem ein oder anderen Witz oder eine Bemerkung über Mumien hinreißen ließen, der/die absolut indiskutable waren. Es wurde geschrien, an die Glaskästen getatscht, das Aussehen der Exponate bemängelt etc. etc.

Sollte Ihnen oder euch soetwas in einem Museum auffallen, bitte nicht schweigen und hinnehmen! Mumien sind verstorbene Lebewesen, denen man auch heute noch mit Respekt begegnen sollte!

Sonntag, 7. November 2010

Faszination Tod

Ganz ehrlich: Ich verstehe nicht, weshalb für viele Menschen der Tod noch immer ein Tabuthema ist. Schließlich werden wir doch von den Medien tagtäglich damit konfrontiert und trotzallem tun wir uns in unserer Zeit schwerer damit als noch einige Jahrhunderte zuvor, wo der Tod einfach zum Leben gehörte. Damals starb man wesentlich früher und war bereits mit 30 alt. Auch lag die Kindersterblichkeit hoch und es kam nicht unbedingt selten vor, dass eine junge Frau nach der Geburt im Kindbett verstarb.





Hier ein Foto einer Frau, die in der Aunjetitzer Kultur gelebt hat. Sie war etwa 30 Jahre alt, neben ihr lag ein etwa 2 oder 3 Jahre altes Kind. (Quelle: http://www2.archlsa.de/grabungen/a38/inhalt4.htm ).



Die Überreste des Schädels des Kindes. Der Erhaltungszustand ist nicht besonders gut. Der Schädel wurde durch die Lagerung im Boden zerdrückt. Aber soetwas ist nicht sonderlich selten auf Ausgrabungen anzutreffen.

Dieter Hallervorden sagte es einmal ganz treffend: "Archäologen sind Leute, die es vor Altgier kaum aushalten."
Mag sein. Aber vielleicht akzeptieren wir auch nur, dass wir alle vergänglich sind.

Bodyfarm-Projekt, 2.Runde

Im August letzten Jahres verendete auf dem Vordach meines Elternhauses eine Taube. Sie hing eines schönen morgends tot mit einem Flügel in der Regenrinne. Eigentlich hatte ich sie im Wald entsorgen wollen, doch dann holte ich sie nur herunter und legte sie gut sichtbar von meinem Fenster aus auf den Boden des Vordachs.

Und da liegt sie bis heute.
Mittlerweile allerdings nur noch die Skelettstruktur, da sich die Natur ihren Lauf genommen hat. Um die Knochen herzum ist an manchen Tagen noch der Boden etwas "schmierig", d.h., es sieht so aus, als sei Leichenfett in das Erdreich eingedrungen. Aber auch dieser Effekt lässt nach. Im Moment befindet sich das Skelett unter einer recht dicken Schicht Laub. Bald wird wohl auch der Rest vergangen sein.
Die Maus liegt etwa seit einem halben Jahr dort und ist in etwa im gleichen Verwesungszustand wie die Taube.

Regelmäßig habe ich Aufzeichnungen gemacht und Fots geschossen.

Warum?
Schlichtes Interesse am Vergänglichen. In der Archäologie kommt man regelmäßig in Kontakt mit menschlichen Überresten. Allerdings sieht man in der Regel nur das "Endprodukt", der Weg dorthin wird meistens weggeblendet.
Tatsache ist aber nun mal, dass der menschliche Körper wie alles andere auch nach dem Eintritt des Todes beginnt, sich selbst zu zersetzen. In der Regel beginnt es bei den inneren Organen. In den USA und mittlerweile auch an anderen Plätzen gibt es seit einigen Jahren ein Projkt, dass gern als "The Bodyfarm" bezeichnet wird. Dort werden der Wissenschaft zur Verfügung gestellte Körper bewusst auf einem Areal niedergelegt und ihr fortschreitender Verwesungsprozess von Wissenschaftlern dokumentiert. Allerdings werden nur die wenigsten Leichen bestattet: Um der forensischen Wissenschaft und damit auch der Aufklärung von Mord- und Todesfällen zu helfen, werden die Toten z.B. verscharrt, mit Laub bedeckt, in Planen eingehüllt oder gar in den Kofferraum eines Autos gesteckt. Ziel ist es unter anderen bei Fragestellungen zur Liegezeit eines Toten Fragen beantworten zu können, z.B. wenn der Zeitpunkt des Toten unklar ist.

Und warum beobachte ich nun verwesende Tiere?
Die Natur verwertet tierische Kadaver. Andere Tiere, Insekten oder Mikroorganismen ernähren sich vom toten Fleisch und den Organen. Mich interessiert, wie schnell dies geschied und welche Tiere daran beteiligt sind.
Im Moment bin ich auf der Suche nach verendeten Tieren. Keine größeren Haustiere natürlich, sondern nur kleine Vögel und Nagetiere. Da ich in der Nähe eines Waldes wohne, werde ich wohl in den Wintermonaten wieder fündig.

Freitag, 5. November 2010

Ich? Bloggen? Niemals!

Ha! Und so kann es laufen!

Ich fange trotz aller meiner Bedenken und recht spät, wenn man bedenkt, wie lange Bloggen schon in Mode ist, auch damit an. Trotzdem mag ich mich nur ungern in die Schlange der Blogger einreihen, die über Mode oder ihren Alltag berichten.

Es gibt doch auch andere, wirklich gute und interessante Themengebiete.
Zugegeben,...ich bin ein krasses Beispiel für das Aufeinanderprallen von Welten, was die Spannbreite meiner Interessen angeht. Ja, Moorleichen rufen nicht bei jedem Zeitgenossen euphorische Zustände hervor und dass ich meine eigene kleine Bodyfarm auf dem Vordach unterhalte (eine verendete Taube und eine Maus sind es momentan) ist bestimmt kein normales Hobby.

Dennoch, ich werde es versuchen. Bloggen gegen die Fashion-Blogger.

Es lebe die Vielschichtigkeit!