Sonntag, 7. November 2010

Bodyfarm-Projekt, 2.Runde

Im August letzten Jahres verendete auf dem Vordach meines Elternhauses eine Taube. Sie hing eines schönen morgends tot mit einem Flügel in der Regenrinne. Eigentlich hatte ich sie im Wald entsorgen wollen, doch dann holte ich sie nur herunter und legte sie gut sichtbar von meinem Fenster aus auf den Boden des Vordachs.

Und da liegt sie bis heute.
Mittlerweile allerdings nur noch die Skelettstruktur, da sich die Natur ihren Lauf genommen hat. Um die Knochen herzum ist an manchen Tagen noch der Boden etwas "schmierig", d.h., es sieht so aus, als sei Leichenfett in das Erdreich eingedrungen. Aber auch dieser Effekt lässt nach. Im Moment befindet sich das Skelett unter einer recht dicken Schicht Laub. Bald wird wohl auch der Rest vergangen sein.
Die Maus liegt etwa seit einem halben Jahr dort und ist in etwa im gleichen Verwesungszustand wie die Taube.

Regelmäßig habe ich Aufzeichnungen gemacht und Fots geschossen.

Warum?
Schlichtes Interesse am Vergänglichen. In der Archäologie kommt man regelmäßig in Kontakt mit menschlichen Überresten. Allerdings sieht man in der Regel nur das "Endprodukt", der Weg dorthin wird meistens weggeblendet.
Tatsache ist aber nun mal, dass der menschliche Körper wie alles andere auch nach dem Eintritt des Todes beginnt, sich selbst zu zersetzen. In der Regel beginnt es bei den inneren Organen. In den USA und mittlerweile auch an anderen Plätzen gibt es seit einigen Jahren ein Projkt, dass gern als "The Bodyfarm" bezeichnet wird. Dort werden der Wissenschaft zur Verfügung gestellte Körper bewusst auf einem Areal niedergelegt und ihr fortschreitender Verwesungsprozess von Wissenschaftlern dokumentiert. Allerdings werden nur die wenigsten Leichen bestattet: Um der forensischen Wissenschaft und damit auch der Aufklärung von Mord- und Todesfällen zu helfen, werden die Toten z.B. verscharrt, mit Laub bedeckt, in Planen eingehüllt oder gar in den Kofferraum eines Autos gesteckt. Ziel ist es unter anderen bei Fragestellungen zur Liegezeit eines Toten Fragen beantworten zu können, z.B. wenn der Zeitpunkt des Toten unklar ist.

Und warum beobachte ich nun verwesende Tiere?
Die Natur verwertet tierische Kadaver. Andere Tiere, Insekten oder Mikroorganismen ernähren sich vom toten Fleisch und den Organen. Mich interessiert, wie schnell dies geschied und welche Tiere daran beteiligt sind.
Im Moment bin ich auf der Suche nach verendeten Tieren. Keine größeren Haustiere natürlich, sondern nur kleine Vögel und Nagetiere. Da ich in der Nähe eines Waldes wohne, werde ich wohl in den Wintermonaten wieder fündig.

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